Echte Treue

Echte Treue

17/09/2021 2 Von Marison

Wenn es etwas gibt, das Jim wirklich ernst nimmt, dann ist das sein Fantum. Jim ist äußerst loyal, was seine Helden betrifft. Die Peppa Pigs und Ninjagos dieser Welt haben keine Chance gegen das rote Rennauto und den Spinnenmann. Jede freie Minute kann Jim mit Lightning McQueen und Spiderman füllen. Bei aller Loyalität – er ist dabei auch sehr spezifisch. Beim Merchandise allerdings findet alles seine Grenzen.

Lightning McQueen

Unser Zuhause ist ein einziges Meer an Cars-Spielzeug. Ein ziemlich rotes Spielzeug-Meer. Der ganze Fußboden ist bedeckt mit Spielzeugautos in allen möglichen Größen. Eins haben sie alle gemeinsam: sie liegen IMMER im Lightning McQueenWeg und draufsteigen tut echt weh. Lightning McQueen ist der Held der Helden für Jim. Kein Spielzeug wird so intensiv bespielt wie die zig Autos und Bausätze. Der Film lief bei uns rauf und runter. Mittlerweile können wir ihn alle auswendig mitsprechen. Und selbst der Hund weiß, wann das Schlamm-Race kommt und er sich in Sicherheit bringen muss, weil Jim es nachspielt und sich von einer Ecke des Zimmers in die andere wirft. 

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele beknackte YouTube-Videos es mit den sprechenden Rennautos gibt. In allen möglichen Sprachen. Jims Lieblings-Clip ist auf Russisch. Der Zweitliebste auf einer Sprache, die ich nicht identifizieren kann. Ein Soundtrack ist nervtötender als der nächste. Aber Jim liebt’s. Also ertragen wir das Gedudel. Und passen auf, dass die YouTube-Zeit nicht völlig aus dem Ruder läuft. Wenn er könnte, würde Jim 24/7 durch die bunten Bilder zappen, die ja eigentlich auch nur verkappte Werbung für noch einen Merchandise-Artikel sind, den kein Mensch braucht, aber jedes Kind will.

Die Liebe und Crocs

„Okay, here we go, who cares. Speed, I am Speed!“ ist Jims Slogan geworden. Es werden wilde Autorennen nachgestellt. Unfälle produziert, Startaufstellungen eingenommen. Nur die Flirtszenen zwischen Lightning und Sally lassen Jim eiskalt. Mit vier muss man sich dafür auch noch nicht interessieren. Und Sally kann man mögen, muss man aber nicht, wenn ihr mich fragt.  

Wir waren uns sicher: alles, was Lightning McQueen zeigt, ist Jims größter Schatz. Weit gefehlt. Das coole Shirt, der lustige Schlafanzug und die Lightning-Unterhosen (hahaha!) haben keine Chance. Selbst der größte Fan setzt anscheinend Grenzen. Die Bettwäsche habe ich also aus meinem Amazon-Warenkorb lieber wieder entfernt. Die Crocs hingegen sind immer noch ein Renner. Im Gegenteil zu allen möglichen Cars-Büchern, die Jim nicht eines einzigen Blickes würdigt. So ganz habe ich sein System noch nicht verstanden.

Spiderman

Der Held, der gleich hinter Lightning McQueen folgt, ist Spiderman. Und tatsächlich wissen wir nicht, weshalb. Eines Tages war Jim der Meinung, dass er sich für Peter Parker begeistert. Aber auch hier ist er sehr spezifisch. SpidermanEs darf eben nicht alles Spiderman sein. Nur ganz bestimmte Dinge. In diesem Fall sind es ein Helium-Ballon, Unterhosen, ein Schlafanzug und ein T-Shirt. Und ein völlig fehldesigntes Spider-Männchen, das mal als Beigabe in einem McDonald’s Kindermenü beilag. Dieses Plastikding ist Jim heilig, seitdem er es wiedergefunden hat. Es kann nichts, sieht nach nix aus, aber ist ein Hit. Die Serie interessiert ihn nicht die Bohne (Gott sei Dank!). 

Da bei Spiderman all das geht, was bei Lightning McQueen nicht geht, frage ich mich, ob ich über meinen ästhetischen Schatten springen und mich an die Spiderman-Bettwäsche trauen soll. Ich hadere noch. Sehr. Und wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass ich meinem Spiderman-Unterhosen anziehen würde, hätte ich schallend gelacht. Nie. NIEMALS. Heute lache ich schallend über mich selbst. Solange man keine Kinder hat, weiß man ja immer ganz genau, wie man’s macht. Bis man halt mittendrin steckt und merkt, dass man eben nicht alles entscheiden kann. Und es gibt schlimmeres als Spiderman-Unterhosen. Lightning McQueen-Crocs zum Beispiel.

Ausnahmen bestätigen die Regel

RegenschirmDann gibt es noch einen Ausreißer: Paw Patrol. Findet Jim langweilig, will er nix mit zu tun haben. Außer bei einer Sache: seinem Regenschirm. Der ist ein Hit. Und weil er den so super findet, ist der Lightning McQueen-Regenschirm auch wieder aus dem Warenkorb verschwunden. Damit hatte ich emotional mehr zu tun, als mir lieb war. Ich bin große Freundin von Konstanz. Dieses Markendurcheinander macht mich nervös. Paw Patrol ist fehl am Platz. Ich halte es aus, mit knirschenden Zähnen. Hauptsache der Sohn ist zufrieden.

Abends weicht Jim etwas auf. Da darf dann mein heimlicher Superheld Einzug halten. Bobo Siebenschläfer. Während Jim seinen Spiderman-Schlafanzug anzieht, erzählt er mir von seinen Bobo-Tonies. Und dann darf er noch die ein oder andere Folge schauen. Bobo ist Jims Feelgood-Held. Sehr unaufgeregt und irgendwie auch nachvollziehbar. Dank Bobo hat Jim auch so wunderbar geschwollene Phrasen gelernt wie „es ist Schlafenszeit!“ oder „Ich gehe zu Bett!“. Bezaubernd.

Echte Freunde

Das rote Auto, der Spinnenmann und der Siebenschläfer sind Jims Kumpels. Auf die ist nämlich Verlass. Und sie stellen keine Anforderungen an ihn. Wie gespielt wird, entscheidet er. Das bedeutet auch, dass er die Regeln macht. Regeln, die nicht zu komplex sind für ihn. Nachvollziehbar und nicht verwirrend. Manchmal macht es mich ein bißchen traurig. Und dann auch wieder nicht, denn das Wichtigste an Kumpels ist doch, dass sie da sind. Verlässlich und treu. Und diese Treue besteht auf beiden Seiten. Hier lässt keiner den anderen im Stich. Allzeit bereit. Okay, who cares, let’s go!